
Reisemobil-Selbstausbau
Sechs Jahre lang hatten wir mit unseren Ford Transit viele schöne Urlaube verbracht. Er war die perfekte Synthese aus kleinen Außenmaßen, ausreichend großem Innenraum, einem tollen großen Bett und sehr angenehmen Fahrkomfort. Aber mehrere Tage schlechtes Wetter haben schon sehr an unseren Nerven gezehrt. Kaum Bewegungsfreiheit, wenig Fenster und keine gemütliche "Sitzecke". Zudem hatten wir keine Sanitärzelle sondern nur ein "Porta Potti".
Nachdem wir mit meinem "Vorruhestand" nun deutlich mehr Zeit zum Reisen haben, war es an der Zeit auf ein etwas komfortableres Reisemobil umzusteigen. Da kam der erste Lockdown im Frühjahr 2020 gerade recht ...

Da der Traum vom professionellen Allrad-Reisemobil finanziell nicht realisierbar ist, müssen wir eben selbst Hand anlegen und unser künftiges mobiles Zuhause in Eigenregie ausbauen.
Das Basisfahrzeug
Unsere Zielsetzungen:
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Maximal 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht.
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Länge 6,00 m bis maximal 6,50 m damit das Fahrzeug in unseren Carport passt.
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Höhe in jedem Fall unter 3,00 m und nicht zu breit, damit wir auch kleine Bergdörfer und attraktive Stellplätze problemlos anfahren können.
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Groß genug um einen Ausbau realisieren zu können, in dem wir auch mehrere Schlechtwettertage gemütlich verleben können.
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Falls wir keinen passenden Allrad finden, sollte es zumindest ein Heckantrieb sein, damit wir nicht bei jeder nassen Wiese und jedem schlammigen Waldweg bangen müssen stecken zu bleiben.


Zunächst dachten wir an einen Kastenwagen, dann hatten wir einen ausrangierten Krankenwagen im Auge. Schlussendlich wird es ein ehemaliges Paket-Zustellfahrzeug.

Mercedes Sprinter 906 mit RKB-Kofferaufbau und Schiebetür zur Fahrerkabine.
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208.000 km
Baujahr 2016
(4 Jahre alt)




Von den Innenmaßen ideal und das heruntergekommene Fahrerhaus bekommen wir schon wieder hin ...

Die Entkernung

Alles muss raus!


Nach über 80 heraus-gebohrten Nieten bleiben nur noch die seitlichen Verzurrleisten übrig.
Diese sind auch noch zusätzlich verklebt.


Die Lackaufbereitung und der Rostschutz


Lieferwagen werden bekanntlich viel gefahren und wenig gepflegt. Daher reinigen wir erst einmal alle für Rost anfälligen Ecken in den Radläufen und behandeln diese mit Rostschutzmittel. Anschließend poliert ein befreundeter Lackierer zunächst die Türen, um den unweigerlich durch Bremsstaub entstandenen Flugrost zu entfernen. Danach "hübscht" er die Motorhaube auf, damit der Unterschied nicht zu krass ist.


Der fällige TÜV
Der einzige vom TÜV beanstandete geringfügige Mangel ist schnell behoben:
"Radbremse zweite Achse links - Freigängigkeit geringfügig eingeschränkt"

Die Ausbauplanung
Unsere Zielsetzung:
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> Konsequentes 2-Personen-Fahrzeug
> Innenhöhe 2 m, um auch für uns „Großgewachsene“
(1,96 m) Stehhöhe zu haben.
> Großes bequemes Bett!
> Abgeschlossener Sanitärraum.
> Thermische Trennung von Wohnkabine und (schlecht
dämmbarer) Fahrerkabine um Kälte und Hitze aus der
Wohnkabine bestmöglich fernzuhalten.
> Gute Belichtung und Belüftungsmöglichkeit.
> Liegemöglichkeit unter Tag ohne Betten bauen zu
müssen.
> Parallele Nutzung von Sitzgruppe und Bett.
> Bewegungsfreiheit bei Schlechtwetter.
> Autarkie für mehrere Tage durch Trockentrenntoilette,
Gas nur zum Kochen um lange mit einer 8-Kilo-Flasche
auszukommen, Dieselheizung und sehr gute
Stromversorgung um damit Kühlschrank, Boiler,
E-Bikes und die sonstigen Verbraucher sicher zu
versorgen.
"Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann!"




Nach unzähligen Stunden planen, verwerfen, wieder neu planen und modifizieren stand irgendwann "unser Grundriss" fest.
Der Eingangsbereich dient gleichzeitig als Sanitärzelle und Schmutzschleuse. Am Tag klappen wir einen Teil des Bettes hoch und haben so viel Bewegungsfreiheit. Während der eine es sich auf der Sitzgruppe gemütlich macht, kann sich der andere bequem auf dem Bett „ausstrecken“ . Das Bettzeug findet hinter dem hochgeklappten Bett ausreichend Platz.


Für die Nacht wird das „Tagesbett“ nach vorne gezogen und das zweite Bett herunter geklappt. So entsteht eine große Liegefläche von 2,00 m x 1,60 m. Die Sitzgruppe kann dabei uneingeschränkt genutzt werden. Sollte man sich "aus dem Weg" gehen wollen, so steht zudem das abgetrennte Fahrerhaus als separater Raum zur Verfügung. Beispielsweise wenn der Eine noch lesen und der Andere bereits schlafen möchte.
Nachdem das „große Ganze“ steht, stürzen wir uns auf die unzähligen Detailplanungen. Hier nur ein winziger Ausschnitt:








Die Versteifung der Decke
Ein wenig mehr Stabilität schadet nicht, denn auf das Dach soll ja eine ordentliche Solaranlage. Vierkantprofile aus Aluminium, seitlich mit dem Metallrahmen verschraubt und vollflächig verklebt, sind dafür hoffentlich die richtige Lösung.




Der Boden, die Dämmung, die Fenster und die Dachluke
Das Dämmmaterial ist nur eine von gefühlt 200 Paketlieferungen während des Reisemobil-Ausbaus.

Dazwischen dämmen wir den Boden mit 40 mm Styrodur-Platten.


Auf die 21 mm Boden-Siebdruckplatte schrauben wir ein Gerüst aus Vierkanthölzern

Die 30 mm Sandwichplatten der Decke und der Wände erhalten eine Zusatzdämmung aus 19 mm Armaflex.

Um Frischwasser und Strom von der einen zur anderen Seite des Reisemobils zu führen, verlegen wir im Boden diverse Kabelkanäle.

Nun geht kein Weg mehr daran vorbei. Nach 10-maligem Nachmessen setzen wir zunächst den Bohrer und anschließend die Stichsäge an, um das Loch für das erste Fenster in die Außenhaut unseres neuen Zuhauses zu schneiden. Wie sagt man so schön: "The first cut is the deepest."




Juhuu, wir haben ein Zimmer mit Aussicht!


Auf spezielle Nachfrage hatten wir vom Koffer-Hersteller RKB die schriftliche Bestätigung erhalten, dass bei den Paket- Zustellfahrzeugen ihres Hauses weder in den Wänden noch in der Decke Versteifungen verbaut sind. Beim ersten Fenster geht auch alles "butterweich". Bei allen anderen Durchbrüchen stoßen wir dagegen auf massive Alu-Vierkantprofile. Was soll das denn? Doch auch diese Herausforderung meistern wir ...



Um zu verhindern dass die GfK-Schichten der Wände beim Einbau der Fenster zusammengedrückt werden, fügen wir Holzleisten ein. Zusätzlich wird innen ein Rahmen aufgebracht um Platz für die Zusatzdämmung zu erhalten.



Mit Holzleisten werden die Fenster an die Wandstärke angepasst.

Es ist vollbracht! Mit ein klein wenig Stolz genießen wir den Anblick unserer Fenster.

Nun steht noch der Einbau der Dachluke an.


Einem Blick in den Sternenhimmel steht jetzt nichts mehr im Wege.



Was bleibt ist jede Menge Restmüll.

Nachdem die Fenster und die Dachluke fertiggestellt sind, verkleben wir die restlichen Holzleisten mit den Wänden. An diesen werden später die Möbel verschraubt. Zwischen den Leisten dämmen wir mit Armaflex.

Die Stauraumklappe
Um neben den Hecktüren einen noch besseren Zugang zum Stauraum zu erhalten, sehen wir an der rechten Fahrzeugseite eine große Stauraumklappe vor.



Die Bodendurchführungen, die Duschwanne und der Abwassertank
Nachdem der Boden des Koffers lediglich aus einer 21 mm starken Siebdruckplatte besteht, sehen wir bei allen Durchbrüchen das latente Risiko, dass Nässe zwischen die beiden Siebdruckschichten eindringt und die Bodenplatte dadurch Schaden nimmt. Daher beschließen wir, für alle Bodendurchlässe Edelstahleinsätze schweißen zu lassen, die von unten wasserdicht mit dem Boden verklebt werden. Zusätzlich lassen wir gleich noch die Duschwanne und die Halterung für den Abwassertank anfertigen.



Hier drei Fotos von Bodendurchlässen (Abwasser Spülbecken + Gaskasten, Abwasser Duschwanne, Heizung):



Wir bauen die Duschwanne / Schmutzschleuse ein:




Nun „präparieren“ wir den Abwassertank. Neben diversen Löchern für die Schläuche müssen wir auch eine zusätzliche Revisionsöffnung an der Stirnseite vorsehen, da die vorhandene Revisionsöffnung an der Oberseite des Tanks nach dem Einbau nicht mehr zugänglich sein wird.

Jetzt wird es wieder einmal spannend. Die Montage des Abwassertanks ist an der Reihe. Hoffentlich haben wir alles richtig gemessen ...



Zunächst montieren wir die Halterung und das Hitzeschutzblech zum Auspuff ohne Tank und freuen uns, dass alles perfekt passt.





Als wir dann den Tank das erste Mal komplett montieren, ist es mit der Freude ganz schnell vorbei. Bereits in leerem Zustand schwingt dieser bedenklich nach vorne und hinten. Die Befestigung mit Hilfe der Klemm-Platte sowie den beiden Gewindestanden ist nicht annähernd stabil genug. Nicht auszudenken, wenn sich darin über 100 Liter Wasser befinden ...


Jetzt beginnt für uns eine Doktorarbeit. Da keinerlei Löcher in den Rahmen gebohrt werden dürfen, behelfen wir uns mit einer im Nachhinein gesehen simplen und gleichzeitig genialen Klemmkonstruktion am vorderen Kofferträger, welche die Tankhalterung nach vorne wirkungsvoll abstützt.


Und siehe da, alles ist gut!


Die Vorfertigung einiger Möbel
Bei der Auswahl des Holzes spielte für uns das Gewicht eine ganz entscheidende Rolle. So haben wir uns für 15 mm BANOVA ® PLUS mit CPL-Beschichtung entschieden. Im Rückblick würden wir dieses Material sicherlich nicht mehr verwenden. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen:
Die Verarbeitung ist sehr aufwendig. So müssen alle Bretter, wie bei jedem beschichteten Holz, mit Kanten (Umleimer) versehen werden und es kann auch nicht geschliffen werden um kleine Unebenheiten auszugleichen.
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Trotz der CPL-Beschichtung ist BANOVA sehr weich und die Oberfläche somit gegen Druck ausgesprochen empfindlich. Die ersten Schrammen sind hier schon vorprogrammiert.
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Schrauben halten nur sehr bedingt im Holz. Die Gefahr, dass diese ausreißen ist extrem hoch. So haben wir beispielsweise die verwendeten Bootsscharniere an sämtlichen Türen mit durchgängigen Gewindeschrauben und Kontermuttern befestigt.
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Als die teuren BANOVA-Platten angeliefert werden ist der Frust groß. Einige sind am Rand beschädigt, andere weisen bei der Beschichtung Blasen auf. Aufgrund unserer Reklamation erhalten wir vier zusätzliche Platten.





Wir beginnen mit einem der Hängeschränke. Alle Möbel die wir „vorfertigen“ werden mit Flachdübeln verleimt.




Der Rohbau für unsere Sanitärbox mit späterer Trockentrenntoilette, Klappwaschbecken und „Spiegelschrank“:


Unsere spätere Sitzbank:


Zur Weiterbearbeitung der Hängekästen wechseln wir aus Platzgründen kurzerhand von der Werkstatt in das Besprechungszimmer unseres Büros.

Bei den nicht sichtbaren Schnittflächen verzichten wir auf Kanten und lackieren diese alternativ, um das mögliche Eindringen von Feuchtigkeit ins Holz zu verhindern.

Dann bohren wir Kabeldurchlässe in die Zwischenwände und anschließend montieren wir in Fließbandarbeit Scharniere für die Frontklappen.


Sieht doch schon ganz gut aus, oder? Mit Hilfe der Abstandsbretter auf der Oberseite gewinnen wir Platz um später die Innenverkleidung der Decke einschieben zu können.

Der Einbau der Eingangstüre
Da die Tür relativ schwer ist und wir aufgrund des „Corona-Lockdowns“ niemanden um Hilfe bitten wollen, lassen wir diese ausnahmsweise von einem Unternehmen einbauen. Ein wahrlich teures Vergnügen.


Der Einbau der vorgefertigten Möbel
Bevor wir mit dem Einbau der Möbel beginnen, verkleiden wir die Wände mit 3,5 mm starken beschichteten Sperrholzplatten.


Für die Stöße zwischen den Platten versuchen wir uns zunächst mit den üblichen PVC-Profilen. Da diese zu locker sitzen, disponieren wir kurzerhand um und zweckentfremden die Abschlussleiste der Küchenarbeitsplatte.


Die Hängekästen verkleben und verschrauben wir mit den Holzlatten an den Wänden. Um eine wirksame Klebeverbindung herzustellen, schneiden wir die Verkleidungsplatten im Bereich der Klebeflächen aus.



Sieht das nicht richtig professionell aus?
Die Sanitärbox können wir erst im Fahrzeug verleimen, da wir sie aufgrund der Korpushöhe nicht kippen können.


Sobald der Leim abgebunden hat, versehen wir die für die Sanitärbox vorgesehene Nische der Trennwand mit Kleber und pressen den Korpus hinein. Dabei stellt sich heraus, dass die Trennwand nicht genau senkrecht montiert wurde.



Als nächstes nehmen wir den Hochschrank in Angriff. Wir leimen diesen ebenfalls vor Ort und platzieren ihn nachdem er abgebunden hat gegenüber der Sanitärbox.


Zu guter letzt verbauen wir noch unsere spätere Sitzgruppe.

Der weitere Möbelbau
Im Anschluss an die Sitzgruppe bauen wir zunächst das Grundgerüst für die Kommode mit Kühlschrank ...


... und auf der gegenüberliegenden Seite den Unterbau für die Küchenzeile.


Danach sind die Schubladen an der Reihe. Diese "fuchsen" uns ganz gewaltig, da die Vierkanthölzer nicht 100% geradlinig sind und wir daher recht viel nacharbeiten müssen, damit die Schubladen leichtgängig laufen. Als Schubladenkorpus verwenden wir klassische IKEA-Schubladen und versehen diese mit eigenen Frontblenden.





Nun montieren wir den Hängeschrank über der Küchenzeile ...




... und komplettieren diese mit Arbeitsplatte, Spülbecken und Herd.

Ein "Prosit" auf die neuen Möbel!

Was fehlt noch? Stimmt, der Tisch!

Ist der Tisch abgeklappt, müssen wir dank der Becherhalter dennoch nicht auf einen guten Tropfen verzichten.

Die Sanitärbox
Der Bau sowie die Montage des späteren Spiegelschrankes ...


... sowie das bereits montierte Klappwaschbecken.



Die zunächst mit großer Skepsis behaftete Trockentrenntoilette, die sich im "praktischen Betrieb" als völlig unproblematisch erwiesen hat. Der Urin wird mit in den Abwassertank eingeleitet und zusammen mit dem Grauwasser entsorgt, der Feststoffbehälter reicht bei zwei Personen i.d.R. vierzehn Tage. Geruchsprobleme, unsere primäre Sorge, gibt es schlicht und ergreifend keine!




Die WC-Entlüftung mit Hilfe eines flüsterleisen PC-Lüfters dient primär der schnelleren Trocknung der "Hinterlassenschaften".

Die WC-Tür hat eine Doppelfunktion. Bei geschlossener Sanitärbox ergibt sich ein breiter Eingangsbereich. Um 90 Grad gedreht eine abgeschlossene Sanitärzelle.


Der Herd und das Gas
Zunächst bauen wir das Kochfeld in die Küchenzeile ein, danach verlegen wir die Gasleitung bis zum vorbereiteten Gasflaschenkasten im Hochschrank.




Die anschließende Gas-Erstabnahme ist in 10 Minuten erledigt.
Die Verkleidung von Trennwand und Schiebetür
Die Blech-Trennwand mit Schiebetür zum Fahrerhaus ist wahrlich kein Augenschmaus und darüber hinaus eine massive Kältebrücke. Mit Selbstklebefilz machen wir das Ganze deutlich wohnlicher und wärmer. Nur schade, dass die Farbauswahl beim Filz mit schwarz und grau sehr eingeschränkt ist.



Die Dieselheizung
Als erstes gilt es für uns einen Bodendurchlass herzustellen. Dann nehmen wir im Fahrzeuginneren die erforderlichen Installationen vor.







Der Luftansaugdämpfer. Optimal wäre ein weiterer Schalldämpfer am Austritt der Heissluft, doch dafür fehlt uns der Platz.

Nun verbauen wir unter dem Fahrzeugboden den Schlauch für die Frischluftansaugung sowie den Auspuff.
Fehlt noch die Ansaugleitung für den Diesel. Hierzu muss unser "Dicker" auf die Hebebühne, damit wir den Tank absenken können.

Vor dem "Anzapfen" des Tanks hatten wir richtig Respekt. Doch mit dem "Fuel Fix" von Webasto stellt sich dies als völlig unproblematisch heraus.




Ganz zum Schluss montieren wir noch den Dieselfilter und die Kraftstoffpumpe und stellen die elektrische Verbindung zum Steuergerät her.
Die Wasserinstallation
Die Frischwasserinstallation halten wir so einfach wie möglich. Das Einzige was uns Kopfzerbrechen bereitet ist die Tatsache, dass die Wasserschläuche in den Bodenkanälen so tief liegen, dass vor dem Winter ein einfaches Ablassen des Wassers nicht möglich ist. Vielmehr müssen wir das Wasser mit Druckluft herausdrücken. Dies stellt sich in der Praxis aber als völlig unproblematisch dar.
Die Basis unserer Wasserinstallation
bilden ein 95 Liter Frischwassertank
unter der Sitzgruppe ...


... ein 125 Liter Abwassertank unter dem Fahrzeug, in den wir neben dem Grauwasser auch den Urin aus der Trockentrenntoilette einleiten ...

... und das eigentliche "Herz" der Anlage, eine unterdruckgesteuerte Wasserpumpe die über einen Zentralschalter deaktiviert wird wenn kein Wasser benötigt wird.


Beim Frischwassertank erfolgt die Wasserentnahme von oben, um jegliche Undichtigkeit des Tanks von Beginn an auszuschließen. Für die Befüllung mit Frischwasser verzichten wir bewusst auf einen Außenanschluss. So können wir den Tank am Saisonende einfach aus dem Fahrzeug entnehmen und gründlich reinigen.


Nachdem wir die Schläuche mit Hilfe eines Zugdrahtes durch die Kabelkanäle gezogen haben, stellen wir die diversen Schlauchverbindungen her.





Unsere beiden "Zapfstellen" im Bad mit ausziehbarem Brauseschlauch sowie in der Küche.

Dazwischen unser "Warmduscher-Set" in Form eines 12 V Boilers von ELGENA, millimetergenau eingepasst zwischen Hochschrank-Rückwand und Radkasten.


Unser Abwassersystem stresst uns gewaltig! Da der Tank nur wenige Zentimeter unter dem Fahrzeugboden sitzt, ist die Montage der Abflussschläuche eine Sisyphusarbeit. Diese müssen wir zeitgleich mit dem Tank montieren, da wir danach nicht mehr an die im Tank befindlichen Löcher gelangen.
Auch das Thema „Geruchsverschluss“ ist sehr knifflig. Während einzig beim Spülbecken genügend Höhendifferenz vorhanden ist, sitzt der Siphon der Duschwanne direkt über dem Tank und auch der Urinzufluss liegt so knapp über dem Boden, dass wir bei diesen beiden Zuflüssen den Geruchsverschluss kurzerhand in den Tank verbannen. Dies werden wir beim nächsten Ausbau sicherlich anders gestalten.


Die Betten
Als erstes verstärken wir die Lattenroste an den kurzen Seiten mit Leisten aus 30 mm Multiplex, um eine sichere Verbindung mit dem Fahrzeug zu gewährleisten. Danach versehen wir die Roste mit einem Rand zur Aufnahme der Matratzen.


An den beiden zueinander gewandten Längsseiten sehen wir nur kurze Randstücke von 20 cm vor. So liegen die Matratzen direkt aneinander und es entsteht keine unangenehme „Besucherritze“.


Sitzt, passt, wackelt und hat Luft!
Die einzige feste Verbindung der Betten mit dem Fahrzeug bilden die Klappscharniere des "Hochstell-Bettes". Diese sind mit dem Untergestell des Bettes verschraubt. Alle anderen Verbindungen lösen wir mit diversen, teils selbst gebogenen Haken. So geht der Umbau des Bettes sehr schnell von der Hand. Wenn auch etwas unkonventionell und in mancher Augen vielleicht nicht massiv genug, so hat sich die Konstruktion auf den ersten knapp 7.000 km unserer Portugalreise sowohl auf groben Schotterpisten, in engen Serpentinen als auch bei einigen starken Bremsmanövern als absolut praxistauglich herausgestellt.





Die Unterseite des „Klapp-Bettes“ werden wir noch verkleiden, damit der Lattenrost nicht mehr sichtbar ist.


Einer angenehmen Nachtruhe steht nun jedenfalls nichts mehr im Wege.
Die Polster
Wir haben einen tollen Stoff gefunden: robust, unempfindlich, gut zu verarbeiten und optisch aus unserer Sicht sehr ansprechend. So beziehen wir zunächst die Polster unserer Sitzgruppe.



Nachdem unser Bett ja tagsüber als Couch dient, beziehen wir selbstverständlich auch die Matrazzen mit dem Möbelstoff.


Zu Beginn nimmt unsere Verunsicherung von Artikel zu Artikel und von Tutorial zu Tutorial immer mehr zu. Doch Schritt für Schritt kämpfen wir uns dann doch ganz langsam aber sicher in die Materie hinein.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an YouTuber „JayBe“. Ohne sein Video, in dem er anhand eines übersichtlichen Schaltplanes Schritt für Schritt die Zusammenhänge der Elektrik im Wohnmobil auch für Laien verständlich erläutert, hätten wir sicher noch einige Stunden mehr Zeit in die Planung investieren müssen ...

Nun steht die Planung, alle Teile sind geliefert, jetzt gibt es keine Ausreden mehr ...










Die Elektrozentrale in unserer Sitzbank nimmt mehr und mehr Gestalt an.
Nachdem die "Wohnelektrik" mit Ausnahme der Solaranlage soweit steht, gilt es für uns das Ganze noch mit der "Fahrzeugelektrik" zu verbinden. Zunächst bauen wir den Fahrersitz aus und führen die Kabel von der Elektrozentrale nach vorne. Dazu verschrauben wir ein Massekabel mit der Karosserie ...

... klemmen das Steuerkabel des Ladeboosters an den Anschluss "D+" und verbinden den Plus-Pol der Starterbatterie mit dem Ladebooster.



Jetzt kommt der spannende Augenblick:
Was wird passieren, wenn wir erstmals den Hauptschalter auf „on“ drehen?
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> KEIN Kurzschluss!
> KEIN Geruch von schmorenden Kabeln!
> KEINE Sicherung brennt durch!
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Alles funktioniert - was für ein Hochgefühl!

Wie viele andere Selbstausbauer schieben auch wir dieses Thema lange vor uns her. Aber ohne Elektrik geht es nun einmal nicht und so starten wir die Planung eines Abends buchstäblich mit "Null Ahnung von Nichts".
Die Elektrik
Zweite Stauraumklappe statt Hecktüren
Von Beginn an war uns die elektrische Hecktür mit ihrer riesigen Mechanik ein Dorn im Auge. Aber was tun? Umbauen zu einer einfachen mechanischen Verriegelung?

Nachdem wir bei unserer einwöchigen Jungfern- und Testfahrt auch noch feststellen, dass die Hecktüren bei Regen undicht sind, steht unser Entschluss fest: Wir verzichten auf den Zugang von hinten und bauen alternativ eine zweite Stauraumklappe auf der linken Fahrzeugseite ein!


Zunächst steht die Überlegung im Raum, die Türen samt Türrahmen zu entfernen und komplett gegen eine GFK-Sandwichplatte auszutauschen. Gewichtsersparnis sicherlich 50 Kg. Aber sowohl preislich als auch zeitlich ein völlig unverhältnismäßiger Aufwand. Daher greifen wir zu einer ganz pragmatischen Lösung: Wir kleben die Türen einfach zu! Dazu gilt es als erstes die Türen auszubauen und alle überflüssigen Teile zu entfernen.

Alle blanken Metallteile streichen wir mit Rost-schutzlack.

Auch zwischen die Türflügel fügen wir einen Aluminiumstreifen ein, damit es uns den Kleber beim Schließen der Türen nicht nach außen herausdrückt.



Dann folgen die Halterungen am Türrahmen. Diese sind mit massiven Stahlnieten befestigt, an die wir mit der Flex nicht hinkommen. Mühevoll kämpfen wir uns mit Multitool und Stemmeisen von Niete zu Niete vorwärts ...


Da die Spalten zwischen Türen und Rahmen nach dem Entfernen der Dichtgummis eine beängstigende Breite haben, kleben wir oben und unten jeweils einen Aluminiumstreifen ein, damit der Kleber ausreichend Fläche findet um das Ganze auch verlässlich abzudichten.

Nun geht kein Weg mehr daran vorbei – jetzt heißt es kleben! Dabei müssen wir sehr zügig arbeiten, damit der Kleber nicht schon zu sehr anzieht bevor wir alle Flächen bestrichen haben. Insgesamt benötigen wir nämlich 15 Tuben Kleber ...

Dafür dürfte jetzt alles 100 % dicht sein. Und eines ist sicher: Diese Türen gehen nie wieder auf!


Endlich geschafft!
​
Die ehemaligen Hecktüren sind zugeklebt, isoliert und nun auch verkleidet.
Fazit: Wie so oft war der Aufand deutlich höher als erwartet.


Am nächsten Tag machen wir uns noch daran die Türen von innen zu isolieren und zu verkleiden



Der Fahrradträger
Für unsere einwöchige Jungfern- und Probefahrt hatten wir uns auf die Schnelle einen provisorischen Radträger schweißen lassen, den wir auf dem damals noch vorhandenen Trittbrett verschraubt hatten. Eine wahrlich heiße Konstruktion! Das Positive: Wir haben die Räder nicht verloren. Das Negative: Wir haben mit dem Heck mehrfach aufgesetzt. Danach standen drei Dinge fest: 1. Das Trittbrett kommt weg. 2. Die Hinterachse wird 50 mm höher gelegt. 3. Den ursprünglich geplanten schwenkbaren Fahrradträger, den wir an den Halterungen des Trittbretts befestigen wollten, wird es nicht geben.

Nachdem die Hecktüren nicht mehr zugänglich sein müssen, können wir auch deshalb auf den kosten- und gewichtsträchtigen schwenkbaren Träger verzichten und montieren ein Standard-Heckträger von Thule. Für die Montage der oberen Befestigungspunkte nutzen wir den Querbalken, auf dem unser Bett aufliegt. Wir verkleben Distanzhölzer zwischen Tür und Balken und überwinden die große Distanz mit 120 mm Schlossschrauben.



Die untere Befestigungsschiene schrauben und kleben wir an den Metallrahmen der (ehemaligen) Hecktüren. Allerdings können wir hier nicht die vorgesehenen Schlossschrauben nutzen, da sich der Montagepunkt unterhalb unseres Fußbodens befindet und wir so keine Kontermutter aufschrauben können. Daher bohren wir vier Löcher in die Schiene und arbeiten mit 80 mm Blechschrauben.


So stabil der Träger konstruiert ist, die Befestigungsklammern des beweglichen Teil sind eine völlige Fehlkonstruktion. Sie sind fast zwei Zentimeter breiter als die Rohre. Wir müssen sie mit Gewalt zusammendrücken. Zum einen verbiegen Sie dabei ungleich, zum anderen stehen die Schrauben unter sehr hoher Spannung. Auf Rückfrage wird uns von Thule bestätigt, dass dies so korrekt ist?!?
Warten wir einmal ab, ob der Träger samt der schweren E-Bikes auch Rüttelpisten überlebt oder ob bei der ersten heftigeren Belastung eine der Schrauben reißt ...



Die Solaranlage und ein neuer Wechselrichter
Da wir außer zum Kochen vollständig auf Elektroenergie setzen, hatten wir bereits eine qualitativ hochwertige 150 Ah Lithiumbatterie von Liontron verbaut. Diese kombinieren wir nun mit starken 390 Wp Solarmodulen neuester Bauart von Wattstunde. Am falschen Fleck gespart hatten wir dagegen mit dem 4-in-1-Gerät von Ective (Wechselrichter, Landstrom-Ladegerät, Solar-Laderegler und Netzvorrangschaltung). Bei unserem einwöchigen Probetrip hatte uns das laute Industriegebläse derart genervt, dass wir kurzerhand beschlossen hatten, dieses mit Installation der Solaranlage zu ersetzen.
In einem ersten Schritt verschrauben wir die Befestigungsspoiler mit den Solarmodulen.


Anschließend heißt es "probeliegen" und die exakte Position auf dem Dach markieren.


Nun schleifen wir die Klebeflächen an den Spoilern und dem Dach leicht an und streichen diese mit Primer vor. Anschließend verkleben wir die Module auf dem Dach.


Jetzt fehlt nur noch die Verkabelung. Hierzu bohren wir ein Loch ins Dach, führen die Kabel hindurch und verkleben die Dachdurchführung wasserdicht.



Die Kabel münden im vordersten linken Hängeschrank und verlaufen von dort zum Solarladeregler in der Elektrozentrale.

Wie zuvor bereits erwähnt, ersetzen wir das Ective-Multigerät durch einen hochwertigen Votronic Wechselrichter mit Netzvorrangschaltung sowie einen Victron Solarladeregler. Auf einen Landstrom-Laderegler verzichten wir. Diesen vermissen wir bei unserem ersten längeren Trip erwartungsgemäß nicht eine Sekunde. In nahezu fünf Wochen waren wir kein einziges Mal an Landstrom angeschlossen und unsere Batterie ist kein einziges Mal unter rund 60 Prozent abgesackt - obwohl die Sonne sich häufig nicht oder nur stundenweise gezeigt hatte.


Unsere Elektrik-Zentrale nach dem Umbau.
Unser Reisemobil ist fertig!
Jetzt kann es endlich losgehen. Wir starten zu einer knapp 7.000 km langen Reise nach Portugal ...





Die Modifikationen nach unserer Portugal-Reise
Nach unserem ersten fünfwöchigen Trip fällt das Fazit zu unserem neuen Reisemobil durchwegs positiv aus. Weder am Fahrzeug selbst noch an unserer Wohnkabine sind während der knapp 7.000 km technische Probleme aufgetreten. Der Ausbau hat sich als absolut praxisgerecht erwiesen und nach einer kurzen Eingewöhnungsphase haben wir viele Details schätzen gelernt. So sind es lediglich vier Punkte, die wir gleich nach unserer Rückkehr in Angriff nehmen:
Der Umbau der Bad-Armatur
Im Bad hatten wir einen Wasserhahn mit ausziehbarem Duschschlauch verbaut. Dies hat sich als nicht praxisgerecht erwiesen. Zum einen ist der Duschschlauch zu kurz um außerhalb des Fahrzeuges duschen zu können. Gleichzeitig stört der ständig herunterhängende Duschschlauch bei der Nutzung des WCs. So wechseln wir die Armatur in einen reinen Wasserhahn. Diesen wählen wir so hoch, dass wir uns bei Bedarf auch die Haare waschen können. Zusätzlich montieren wir an der Vorderseite des WCs eine Wasser-Steckdose, welche normalerweise für den Einsatz an der Außenseite des Fahrzeugs vorgesehen ist. Dort lässt sich mit einem Klick ein Duschschlauch anschließen. Dieser kann nun optimal sowohl in der Sanitärzelle als auch außen vor dem Fahrzeug genutzt werden. Mittlerweile haben wir beides erfolgreich in der Praxis getestet.


Der Optimierung des Führerhauses
Wir geben es offen zu: dem Führerhaus hatten wir während der gesamten Ausbauphase nahezu keine Aufmerksamkeit geschenkt. Und so ist uns, im Nachhinein gesehen völlig unverständlicherweise, nie wirklich aufgefallen, dass irgendetwas im Fahrzeug ständig vor sich hin knarzt. Nach den vielen Urlaubskilometern lagen diesbezüglich unsere Nerven dafür umso mehr blank. Gott sei Dank ist unsere Befürchtung nicht eingetreten, dass das Knarzen vom Verwinden des Koffers herrühren könnte. Vielmehr lag die Ursache in der Klebeverbindung zwischen dem GfK-Dach der Fahrerkabine mit der vorderen Wand des Koffers.


Um dies lokalisieren zu können haben wir zunächst die komplette Innenverkleidung der Fahrerkabine demontiert.
Eine Probefahrt mit Schraubzwingen, mit deren Hilfe wir die beiden Teile (GfK-Dach und Koffer-Vorderwand) zusammenpressen, bestätigt unseren Verdacht. Das Knarzen ist so gut wie weg!


Daraufhin schneiden wir zwei Aluleisten zurecht, die wir beidseitig anbringen und mit mehreren Gewindeschrauben zusammenpressen. Das Bohren der Löcher in dem schmalen Schlitz bedarf zwar ein wenig List und unendlicher Geduld, aber das Problem ist damit perfekt gelöst.

Nachdem die Innenverkleidung der Fahrerkabine schon einmal entfernt ist, nutzen wir die Gelegenheit und dämmen gleich noch das Fahrerhaus mit 19 mm Armaflex.

Einbau einer Rückfahrkamera

Da uns in ausgebautem Zustand die Verlegung eines Kabels vom Armaturenbrett zum Fahrzeugheck zu aufwändig ist, entscheiden wir uns für eine Funkvariante. Die Kamera platzieren wir oberhalb des Nummernschildes. Damit ist eine freie Sicht unterhalb des Fahrrad-trägers gegeben. Die Antenne montieren wir im Stauraum. So ist eine störungsfreie Übertragung sichergestellt.

Für die Stromzufuhr (+) zapfen wir kurzerhand die Zuleitung zum Rückfahrscheinwerfer an, so dass sich die Kamera automatisch beim Einlegen des Rückwärtsganges einschaltet.




Einbau einer zusätzlichen Luftfederung an der Hinterachse
Das größte Manko an unserem "Dicken" ist sein Leergewicht von rund 2,4 Tonnen. Als Paket-Zustellfahrzeug werden maximal ein paar hundert Kilo Ware transportiert. Und darauf ist auch das Fahrgestell ausgelegt. Wir fahren unseren "Dicken" dagegen ständig an der Maximallast von 3,5 Tonnen oder leicht darüber. Dies macht sich beim Fahrverhalten deutlich bemerkbar. Er ist recht windanfällig und auf unbefestigten Wegen mit den üblichen Schlaglöchern schwankt er wie ein Schiff auf hoher See. Immer wieder haben wir in solchen Situationen Angst, dass eine der Blattfedern bricht. Eine Rückfrage bei Mercedes ergibt, dass bei diesem Fahrzeug aufgrund einer zu geringen Belastbarkeit der Vorderachse (!) keine Auflastung möglich ist. So beschließen wir, zumindest eine zusätzliche Luftfederung an der Hinterachse und verstärkte Stoßdämpfer an den Vorderrädern einbauen zu lassen.


Die Maßnahme zeigt deutlich Wirkung. Sowohl die Windanfälligkeit als auch das Schwanken auf schlechten Straßen sind bereits bei 1,5 Bar Luftdruck weg, ohne dass der Fahrkomfort spürbar leidet. In extremen Situationen können wir den Druck vom Fahrerhaus aus bequem erhöhen.
Ein Problem ist damit aber nicht gelöst: das ständige Fahren am Limit des zulässigen Gesamt-gewichtes. Es ist einfach nervig sich bei jedem Teil zu überlegen, ob man es überhaupt mitnehmen kann, auf längeren Strecken den Frischwassertank gerade einmal zu 1/3 zu füllen und niemals vollzutanken, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Unser nächstes Wohnmobil - sofern es eines geben sollte - hat definitiv über 3,5 Tonnen!
Die Modifikationen nach unserer Peleponnes-Reise
Lackierung des gesamten Fahrzeuges in "Bundeswehr-Oliv"
Sofern man sich als Selbstausbauer nicht gerade für ein ausrangiertes UPS-Fahrzeug entscheidet, hat man kaum eine Wahl: fast alle Fahrzeuge mit Koffer-Aufbau sind weiß. Jammerschade, denn von unserem dunkelblauen Transit waren wir es gewohnt, uns irgendwo an den Waldrand zu "kuscheln" und mit Einbruch der Dämmerung waren wir nahezu unsichtbar. Ganz anders bei den typisch weißen Wohnmobilen, die noch auf fünf Kilometer Entfernung sichtbar sind.
So hatten wir uns bereits auf unserem Portugal-Trip dazu entschlossen, unseren "Dicken" mit einer Tarnfarbe zu versehen. Denn zumindest 2021 wurde dort das Freistehverbot radikal kontrolliert und sanktioniert.
Eine Folierung kam für uns nicht in Frage. Denn auf Stellplatzsuche lässt es sich nun einmal nicht vermeiden, dass teils auch dickere Äste am Fahrzeug entlang schrammen. Das hält keine Folierung lange durch. Da eine Lackierung nicht unter 4.500 Euro zu haben war, hieß es also wieder einmal "selbst ist der Mann". Und um es gleich vorwegzunehmen: Die Lackiererei hat uns mehr gestresst als der gesamte Wohnmobilausbau ...
Beim Lack haben wir uns für "Protector" von der deutschen Firma MIPA entschieden. Genau wie das amerikanische Pendant "Raptor", handelt es sich dabei um einen sehr widerstands-fähigen Strukturlack, der primär für die Ladeflächen von Pick-ups entwickelt wurde.
Unser großer Dank gilt Werner Niederhofer, einem super sympathischen und hilfsbereiten Lackier-Profi aus der Nähe von Augsburg. Ohne seine tatkräftige Unterstützung wären wir vermutlich verzweifelt. Er hatte uns dazu ermutigt, die planen Flächen des Koffers selbst mit der Walze zu lackieren und nur das Führerhaus von ihm spritzen zu lassen. Gesagt getan. Zunächst haben wir zum "Üben" das Dach lackiert, anschließend das Heck.





Auch wenn es auf den Fotos anders erscheinen mag, so waren wir mit dem Ergebnis überhaupt nicht zufrieden. Bei genauer Betrachtung war die Lackierung auch nach dem dritten Durchgang immer noch fleckig. Am Dach zweitrangig, aber ansonsten ein absolutes "No Go". Dazu hatten wir viel zu viel Mühe in den Ausbau gesteckt.
Dann also doch ab in die Lackierkabine! Dies war allerdings leichter gesagt als getan. Erst nach Abbau des Dachfensters und einem auf unter ein Bar abgelassenem Luftdruck hat unser "Dicker" von der Höhe gerade so hineingepasst. Nach einem vollen Tag Schleif- und Abklebearbeiten war es dann soweit ...






Dann kam der Tragödie dritter Teil: Auch beim Lackieren mit der Spritzpistole war die Lackierung nach dem ersten Lackiervorgang noch nicht 100%ig deckend. Und vor allem war bei Tageslicht, trotz exakt gleicher Farbmischung, ein deutlicher Farbunterschied vom Heck zu den restlichen Flächen sichtbar. Also das selbe Spiel nochmals. Wieder abkleben und ein weiteres Mal in die Kabine ...


Zuhause haben wir dann noch die weißen Ränder der Tür und der Stauraumklappen schwarz lackiert, damit diese zu den Fenstern passen :-)


Was lange währt, wird endlich gut. Jetzt kann sich dass Ergebnis sehen lassen!

Die Modifikationen nach unserer Slowenien-Reise
Aufrüstung der Lithium-Batteriekapazität von 150 Ah auf 300 Ah
Auf unseren bisherigen Reisen waren wir mit der Akkukapazität von 150 Ah bestens klargekommen. Und zwar ohne ein einziges Mal Landstrom zu nutzen. Nachdem wir dieses Mal bis Mitte November unterwegs waren, hatten wir vorsorglich ein Stromkabel mitgenommen und auch des Öfteren genutzt. Denn die Solarerträge waren natürlich deutlich geringer, die Abende im Wohnmobil mit einem entsprechenden Stromverbrauch deutlich länger und häufig sind wir auch nur sehr kurze Strecken gefahren. Da wir normalerweise sehr selten auf Campingplätzen übernachten, ist Landstrom für uns aber keine wirkliche Option. Daher haben wir uns zu Beginn der Reisesaison 2023 dazu entschlossen, eine zweite Lithium Batterie einzubauen. Mit 300 Ah dürften wir nun für alle Herausforderungen bestens gerüstet sein. Und mehr hat in unserer Elektrozentrale nun auch definitiv keinen Platz mehr :-)


Mein persönliches Fazit
Wir sind keine "Hotelmenschen". In jungen Jahren waren wir mit Motorrad und Zelt, und seit der Geburt unseres ersten Sohnes mit unzähligen unterschiedlichen Wohnmobilen auf Reisen. Vom uralten VW-Bus bis zum ehemaligen 7,5-Tonnen Munitionstransporter der Bundeswehr. Jetzt, wo wir mehr Zeit zum Reisen haben, wollten wir gerne ein fahrbares Zuhause haben, welches möglichst genau unseren Vorstellungen entspricht. Und wir haben den Selbstausbau noch keine Sekunde bereut.
Selbstverständlich mussten wir auch einige Kompromisse eingehen. Beispielsweise konnten wir den Traum vom Allradmobil nicht realisieren. Entsprechende Basisfahrzeuge werden mittlerweile zu absolut utopischen Preisen gehandelt und unser seinerzeitiges (!) Ziel eines 3,5-Tonnen-Fahrzeuges wäre damit nicht umsetzbar gewesen. Auch haben wir zugunsten der Fahrzeuglänge auf feste Längsbetten verzichtet. Für uns sicherlich der größte Kompromiss. Aber wir haben nun ein Reisemobil, welches zu 95 Prozent unseren Vorstellungen entspricht und sind damit total happy.
Solltet Ihr Euch auch mit dem Gedanken tragen selbst ein Reisemobil auszubauen, so kann ich Euch dazu nur ermutigen. Bis vor wenigen Jahren war ich ein ausschließlicher "Schreibtischtäter" und hätte mir nie vorstellen können, selbst ein Fahrzeug auszubauen. Doch man wächst mit seinen Aufgaben. Und das Gefühl ist kaum zu beschreiben, wenn man das erste Mal mit seinem selbst geschaffenen Mobil auf Tour geht.
